Ein mir bekannter MWM Spezialist hier aus der Nähe überholt gerade einen MWM KD 211 Z von einem Kunden von Grund auf. Ich habe mir gedacht, ich stelle im laufe der Überholung mal ein paar Bilder hier ein, um mal eine komplette Überholung von vorne bis hinten zu dokumentieren.
Der zu überholende Motor hatte einen Frostriss. Außerdem waren die Kolben und Buchsen in einem desolaten Zustand. Die Köpfe waren noch in Ordnung - lediglich die Ventile und die Ventilführungen müssen erneuert werden.
Hier die ersten Bilder vom neuen, unbeschädigten Motorblock:
Zuerst wurde ein Motorblock ausgesucht, der die gleichen Befestigungsbohrungen, wie der aufgefrohrene Block aufweist. Es wurde sich für den Block hinten in der Mitte entschieden...
Der Block wurde geplant, die Büchsensitze wurden gereinigt...
Hier der neue Block neben dem alten, gerissenen Block. Der Buchsenüberstand wurde mit einer Messuhr überprüft. Er beträgt 0,1 mm.
Hier wurden die beiden Laufbuchsen bereits mit Tuschierfarbe eingepasst.
Hier die Sicht von unten mit den neuen Buchsen...
Hier das Riemenscheibenseitige Hauptlager mit Kurbelwellenstumpf und neuem Simmerring:
Hier die überholte Ölpumpe im Hauptlagerdeckel:
Hier der Schwungradseitige Lagerdeckel mit neuem O-Ring und neuem Simmering:
Nockenwelle von unten:
Hier die beiden neuen Lager der Nockenwelle und diverse O- und Simmerringe:
Hier der überholte Drehzahlregler mit Fliehgewichten (oben rechts):
Die Kurbelwelle wurde gegen eine neu geschliffene mit neuen Lagern ausgetauscht, da die alte unrund und eingelaufen war:
Hier die alten Kolben in sehr schlechtem Zustand!
Nun ist erstmal "Baustopp", da die neuen Kolben zwar bestellt, aber noch nicht da sind. Weitere Bilder folgen innerhalb der nächsten 2 Wochen. Bis dahin sollte der Motor fertig sein.
den alten Motorblock hats ja ganzschön erwischt. Die Kolben sehen genau so aus wie meine vom AS 120 D, da sind auch die Kolbenringe gebrochen gewesen. Warum hast du die Laufbüchsen mit Tuschierpaste eingeschmiert und der Büchsenüberstand muss man den vorher beim alten messen oder ist das pauschal 0,1mm?
zu 1: Tuschierfarbe ist nicht zum "einschmieren" da. Man benutzt sie um 2 Oberflächen ganzflächig aufeinander einzupassen. In diesem Fall um die Buchse in den Motorblock einzupassen. Das dauert ca. 2-3 Stunden pro Buchse. Man muß den Buchsensitz immer wieder mittels Dremel oder Luftschleifer nacharbeiten, bis die Buchse ganzflächig sitzt. Das kann man nur mit Tuschierfarbe feststellen. Macht man das nicht, und die Buchse sitzt nicht richtig, passiert es, das der Buchsenbund entweder schon beim anziehen der Zylinderkopfschrauben oder später abbricht. Dann wird der Motor undicht und man kann von vorne anfangen.
zu 2: Der Buchsenüberstand MUSS 0,05 - 0,12 mm betragen. Das steht so im Datenblatt. Ansonsten wird die Sache nicht dicht.
nicht schlecht sieht ja alles wie neu aus, an den Köpfen sieht man noch hier und da ein paar Stellen aber das macht ja nichts. Hast du die Köpfe mit einer Flachschleifmaschine geschliffen, oder wie hast du die plangeschliffen? Ich hab gesehen du hast 0,75mm Zylinderkopfdichtungen verbaut, was hast du für ein Spaltmaß, hast du das zufällig vorher gemessen? Darf man fragen was denn für Kosten bis jetzt angefallen sind?
Die Köpfe wurden nicht geschliffen, sondern auf dem Bohrwerk geplant. Die Oberflächengüte ist absolut gut. Das Spaltmaas ist 0,9 mm, also am unteren Rand der Toleranz. Die Kompression sollte also sehr gut sein.
Bezüglich des Preises der kompletten Reparatur inkl. allem werde ich den Kunden erst um Erlaubnis bitte, den Betrag hier veröffentlichen zu dürfen.
Falls sonst noch Fragen sind, immer her damit.
Ich habe aber selbst auch noch eine Frage: Kennt jemand eine zuverlässige Werksatt, die Einspritzpumpen für diesen Motor (Bosch PFR 2 A 60/38) kostengünstig überholt? Ich lege großen Wert auf gute Arbeit. Der Preis ist zweitrangig. Ich weiß, das jeder Bosch Dienst so was macht, die nehmen aber auch zum Teil Apothekenpreise.
habe gerade den Beitrag über die Motorenüberholung gelesen, nicht schlecht. Hätte da eine Frage dazu. Habt ihr für die Kopfschrauben normale Gewindestangen verwendet? Wenn ja, sind die nicht zu schwach? Hätte da etwas Bedenken wegen der Zugfestigkeit.
Bezüglich der Einspritzpumpenüberholung kann ich nur sagen daß ich meine vom Bautz ,beim Boschdienst überholen ließ. Hat vor 5 Jahren 700 Euro gekostet. Mir wurde gesagt daß die Pumpen noch so gefertigt werden in Indien. Die ganzen Ersatzteile in meiner Pumpe seien angeblich alle aus Indien. Nach Überprüfung der Pumpe wurde mir gesagt daß die Startmenge nicht mehr die sei, die sie eigentlich sein sollte. Habe jedoch nach der Pumpenüberholung keinen spürbaren Unterschied zu vorher feststellen können.
nicht schlecht das man mit dem Bohrwerk und so ein Werkzeug eine so gut Oberfläche hinbekommt. Ist das Spaltmaß jetzt von Oberkante Laufbüchse zu Kolben im O.T. oder Dichtung zu Kolben im O.T. ? Über die Kopfschrauben habe ich auch schon drüber nachgedacht aber wenn es 8.8er Schrauben sind, dann haben die eine Zugfestigkeit von 800 N/mm2 und eine Streckgrenze von 640 N/mm2 ich schätze das dürfte eigentlich ausreichen, es sei dem der Motor hat so eine hohe Kompression das er diese Wete überschreitet, aber das glaub ich nicht. Zur Pumpe ich habe zwar noch keine überholen lassen, aber ich kenne eine Firma die hat MWM-Vertretung und die machen alles und von denen bekommt man alles. Wie die mit dem preislichen liegen kann ich nicht sagen. ich habe von denen mal einen komplett überholten Zylinderkopf gekauft da habe ich aber schon gaanz schön gezahlt. Ich habe noch eine Frage: Wie machst du das mit den Laufbüchsen einpassen wie muss da das Tragbild aussehen wie beim schaben viele kleine Flächen die tragen und machst du die Büchsen beim einpassen immer wieder raus und bearbeitest du die und dann machst du die wieder rein? Passt da dann noch das Tragbild oder wie funktioniert das genau?
Ja, wir haben Gewindestangen genommen. Die Zugfestigkeit reicht völlig aus.
Bezüglich des Einpassens der Büchsen: Die Büchsen werden am unteren Rand des Bundes ganz dünn mit Tuschierfarbe eingepinselt. Dann wird die Büchse ohne O-Ringe in den Block gesetzt. Das muß spielend leicht gehen. Die Büchse muß durch das Eigengewicht komplett im Block verschwinden! Nicht rein drücken oder gar drehen! Nun wird die Büchse wieder heraus genommen und geschaut, wo im Buchsensitz (im Block) die Farbe ist. Dies ist nur punktuell der Fall. Nun wird mit einem Dremel oder Luftschleifer die Farbe und das darunter liegende Material weg geschliffen. Dann wieder Buchse einpinseln und rein gleiten lassen. Etwas andrücken ABER NICHT DREHEN! Wieder nachschauen und wegschleifen. Die Buchse muß ca. je nach Buchsensitz nicht selten 20 mal rein und es muß nachgeschliffen werden. So lange bis der komplette Buchsensitz im Motorblock blau ist. Das dauert erfahrungsgemäß 2-3 Stunden pro Buchse. Nachdem die Buchse gut sitzt, muß der Buchsenüberstand gemessen werden. Der sollte 0,05 - 0,12 mm sein. Wenn der Überstand größer ist (z. B. weil der Block geplant wurde) muß die Buchse oben abgedreht werden. Ist der Überstand geringer, muß unterlegt werden.
danke jetzt wird mir das klar. Wenn ich das richtig verstehe dann müssten ja die Büchsen jedesmal eine Spezialanfertigung sein, weil man ja die Bohrung minimal vom Block größer macht, oder ist das so minimal was man da abnimmt. Wie ist es mit dem Spaltmaß was ich im letzten Beitrag geschrieben hab?
hallo mbastian oh das mit den gewindestangen solltest du nicht machen denn die sind zu starr. die originalen stehbolzen sind etwas weicher. das heißt mit der zeit geben die in der länge durch die belastung ganz geringfügig nach. ich hab das bei meinem werstatthandbuch vom deutz nachgelesen. man sollte die alten stehbolzen vor der wiederverwendung auch deswegen nachmessen damit die nicht zu lang sind. denn sie dürfen beim einbau selbstverständlich nicht am gewindeende aufsetzten. deswegen ist zu befürchten das deine gewindestangen früher oder später abreißen werden. gruß christian
Eigentlich sind alle Kopfschrauben als Dehnschrauben ausgelegt. Das beim Deutz Motor sind spezielle Dehnschrauben, die müssen sogar gedehnt werden, sonst würden die nicht dicht blieben. Wenn man die Kopfschrauben 2 - 3 mal auf und wieder angezogen hat, sind die zu lang und würden dann in der Gewindebohrung im Block anstehen. Ich hatte mal welche , die waren sogar um 10mm länger als das von Deutz max. agegebene Maß. Du darfts den Luft und wassergekühlten Motor so nicht miteinander vergleichen. der Luftgekühlte Motor hat eine ganz andere thermische Belastung wie der Wassergekühlte Motor. Bei den verwendeten Gewindestangen bin ich auch etwas skeptisch. Die sind eigentlich nicht vergütet.
hallo selbstverständlich bin ich ebenso begeistert das hier mal ein so vorzüglicher und ausgiebiger bericht einer motorüberholung beschrieben wird. alles wird neu gemacht und bestens hergerichtet aber warum in aller welt kauft er sich nicht für rund 200 euro 8 neue stehbolzen. das verstehe ich nicht. alles so ordentlich und gründlich und dann ein paar billige gewindestangen aus dem baumarkt. schade. gruß christian
hallo, die verwendeten gewindestangen aus dem baumarkt haben höchstene eine festikeit von 4.6. gewindestangen mit 8.8 bekommt man im fachhandel nur auf bestellung. ich würde höchstens stangen mit 10.9 verwenden sind aber teuer. würde mich nicht wundern wenn der motor den kopf durch den hohen verbrennungsdruck einfach anhebt und die stangen dehnt oder abreisst. und dann heisst es alles nochmal machen. der verbrennungsdruck ist nicht gleich kompressionsdruck. der verbrennungsdruck kann leicht 40 - 70 bar betragen, sollte also nicht auf die leichte schulter genommen werden. bestellt dehnschrauben und mit dem richtigen drehmoment anziehen dann passiert nichts.
Ich weiß nicht, wer Gewindestangen aus dem Baumarkt verwendet hat. Ich jedenfalls nicht. Die verwendeten Gewindestangen haben eine Festigkeit von 10.9. Das ist absolut ausreichend. Falsch ist auch die Aussage, das es sich um Dehnschrauben handeln muß. "Dehnstehbolzen" (ich weiß nicht ob die so heisen) werden z. B. bei luftgekühlten Deutzmotoren verwendet. Das muß deshalb so sein, da sie a: viel länger sind (halten nicht nur den Kopf, sondern die Komplette Laufbüchse) und b: werden luftgekühlte Motoren viel heißer. Außerdem werden dort zum Teil auch Aluminiumköpfe verwendet, die sich auch wieder mehr ausdehnen. Wer sich die original Stehbolzen beim KD 211 mal genauer anschaut, sieht das diese in der Mitte sogar dicker sind - also das Gegenteil von Dehnschrauben.
Der Grund, warum wir uns für 10.9er Gewindestangen entscheiden haben ist der, das die Einschraubtiefe im Block von den Stehbolzen nicht komplett ausgenutzt wurde und wir keine alten Schrauben und Bolzen wiederverwenden wollten. Man denke nur mal an die Materialermüdung in 60 Jahren. An dem ganzen Motor wurde keine einzige schraube wiederverwendet.
Ganz davon abgesehen, würde ich nie 200 Euro für 8 Stehbolzen ausgeben, wenn ein kompletter Zylindersatz mit Laufbuchse, Kolben, Kolbenbolzen und Kolbenringen gerade mal 150,- Euro kostet.
Jedenfalls ist der Motor jetzt fertig und schon unterwegs zu seiner Vorderachse und seinem Hinterteil. Weitere Bilder und das Video folgen noch.